Samstag Nachmittag 15:45, Kärtnerstraße, Wien. Und das auch noch am 3. Advent Wochenende. Eigentlich sollte man die Einkaufsstraßen zu dieser Zeit meiden, wenn man ja eh weiß, dass sich die Touris dort nur so tummeln. Überall das Geschnattere auf jeder nur erdenklichen Sprache: Russisch, Italienisch, Französisch und natürlich Englisch. Das Rascheln der Sackerl, die bist zum Bersten voll sind mit ershoppten Sachen. Die umgehängten Kameras, damit man auch mit jedem nur erdenklichen Foto die Erlebnisse in Wien mit den Daheimgebliebenen teilen kann. Ein Selfie hier, ein Selfie da. An diesem Wochenende schlüpfte ich in den unsichtbaren Tarnmantel, mit dem man immer für ein Tourist gehalten wird: die um den Hals gehängte Kamera. Und schon wird man einer von ihnen. Keiner fragt einem mehr nach dem Weg, man gehört nun zu dem unbekannten Strom der Nicht-Wiener. Naja, als richtige Wienerin kann ich mich ja selbst noch nicht zählen, ich wohne ja schließlich erst seit 1,5 Jahren hier. Ich kenne noch längst nicht alle Ecken in Wien, komme aber schon sehr gut zurecht. Wie kann man sich schließlich nicht in diese schöne alte Stadt verlieben? Hier ist immer was los, man lernt neue Leute kennen, neues Essen, neue Gewohnheiten. Vielleicht auch ein neues Ich? Genau das Richtige für junge Leute oder auch kleine Landeier. Eine Stadt, die nicht schläft, die man höchstens verschläft. Apropo verschlafen. Jetzt wird Essen bestellt (was wir Landeier ja auch nicht kennen) und dann gehts ab ins Bett. Hoffentlich kommt heut ein guter Film. Man muss sich ja auch mal ausklinken aus der großen Stadt, die nie schläft.
